Raum

Rauminstallation
Fotografie auf Vliestapete
1050 × 550 × 225 cm (Größe des Raumes)
Galerie Eigen+Art (Untergeschoss), Leipzig
2008

Die Installation besteht aus einem Raum mit vier leeren weißen Wänden, die mit einer Fototapete bedeckt sind, die das Bild genau dieses Raumes – leicht versetzt – zeigen. Im Vergleich zum realen Raum ist der abgebildete Raum um 5,5 Grad in seiner Ausrichtung gedreht und der Fußboden um 0,4 Grad gekippt. Das umlaufende Wandbild suggeriert dadurch eine leicht veränderte architektonische Begebenheit.
Die insgesamt vier Motive wurden auf Vliestapete ausbelichtet.

Die Rauminstallation von Daniela Friebel wurde mit großzügiger Unterstützung der Caspar Manufaktur produziert.

Raum

Dorothea Ullrich

Was nimmt man wahr, wenn man einen Raum zum ersten Mal betritt? Vielleicht zuerst, fast unbewusst, den Geruch. Und die Temperatur. Dann den Boden unter den Füßen — wie fühlt er sich an? Man schaut sich um. Wie ist der Raum beschaffen? Welche Farbe haben die Wände? Gibt es Tapeten? Sind die Wände glatt oder rauh? Gibt es Nischen, Pfeiler? Wie viele Fenster? Wie ist er eingerichtet, wie wird er genutzt? In einem Raum, in dem wir zum ersten Mal sind, sind wir aber auch — zumindest im ersten Moment — ein Gast. Wir sind unsicher, ob wir alles anfassen dürfen, ob wir die Türen öffnen, hinter die Ecken schauen, uns auf die Stühle setzten dürfen, die dort stehen.

Wenn man einen Raum betritt, betritt man zugleich ein Bild. Jeder Raum hat und ist sein eigenes Bild. Man kann in diesem Bild herumlaufen, es sich aus verschiedenen Blickwinkeln anschauen. Die Dinge verschieben sich in unserem Blick. In Wahrheit tun sie dies natürlich nicht — sie sind unbeweglich, sie sind da. Aber wir können uns bewegen, können einen Tisch mal vor, mal neben, mal hinter uns sehen, können eine Wand von der Seite, im Streiflicht betrachten oder uns frontal davorstellen, können um die Ecken gucken, hinter die Vorhänge, sie zuziehen, uns auf den Boden setzen — was auch immer. Auf diese Weise erleben wir den Raum und alles, was ihn zu eben diesem Raum macht. Wir sind neugierig und wollen diesen Raum, wollen dessen Bild verstehen.

Wie stabil aber ist dieses Bild? Was passiert, wenn sich etwas verändert? Und was passiert mit uns, wenn die Dinge sich ändern? Wenn sie auf einmal nicht so sind wie vorher? Wenn wir sie auf einmal in einem anderen Licht sehen? Wenn der erste Eindruck nicht mehr zutrifft? Verändern vielleicht auch wir uns mit den Dingen im Raum, wenn wir sie anders sehen? Und was bleibt?