PROJEKTION beschäftigt sich mit dem Bild-Archiv der Werbeabteilung des VEB Pentacon, dem Kamerahersteller der DDR.
Für die Arbeit wurden aus dem mehrere 10.000 Negative umfassenden Archiv rund 80 Motive ausgewählt und nach ihrer bildnerischen Konstruktion jenseits der ursprünglichen Funktion befragt.
Die Arbeit ist in Kooperation mit den Technischen Sammlungen Dresden und auf Einladung des Ausstellungsraumes bautzner69 (Dresden) entstanden – wo auch die erste Präsentation der Arbeit stattfand.
Seit 2019 ist die Arbeit Teil der Dauerausstellung in den historischen Räumlichkeiten in den Technischen Sammlungen Dresden.
von Andreas Krase
PROJEKTION bezeichnet mehrere Dimensionen des Fotografischen: Aufnahme, die Fixierung eines Bildes, seine Wiedergabe. PROJEKTION kann auch den Vorgang des Auswählens bezeichnen, die Formierung einer Wahrnehmung, einer Sicht. PROJEKTION meint ganz allgemein die Übertragung einer Vorstellung.
Daniela Friebel hat in der Fotografischen Sammlung der Technischen Sammlungen Dresden geforscht. Sie konzentrierte sich bei ihrer Recherche auf die fotografischen Hinterlassenschaften des VEB Pentacon Dresden, jenes Großbetriebes der staatlichen Fotoindustrie, der bis 1990 seinen Hauptsitz im Ernemanngebäude hatte, dem heutigen Museumsstandort. Bei ihrer medienarchäologischen Arbeit hat sie sich vor allem mit den Aufnahmen aus der Werbeabteilung des Betriebes befasst, die seit Anfang der 1950er Jahre entstanden. Diese blieben bis dahin nahezu verborgen, denn die meisten Fotografien lagen lediglich als Negative vor und waren der Wahrnehmung mit bloßem Auge somit entzogen. Der Abgeschiedenheit des Archivs entnommen, in sehrichtige Tonwerte übertragen, gelegentlich seitenverkehrt wiedergegeben oder auch als Negative belassen, offerieren viele Aufnahmen fremdartige Gegenstände und surreal erscheinende Konstellationen. Spuren der manuellen Bildbearbeitung mittels Klebemontagen und auch farbigen Retuschierfarben verstärken den Verfremdungseffekt.
Die rationale Formenwelt des Technischen, aus historischem Abstand und auf ihre ästhetische Substanz hin angesehen, entfaltet scheinbar selbsttätig ihr Ge- genteil, das Rätselhafte. Daniela Friebel hat Aufnahmen ausgewählt, die für vielfältige Deutungen offen sind und ihre magische Wirkung bewahren. Die Ausstellung zeigt in Form einer raumgroßen Wandinstallation Fotografien, die mit Projektoren aus der Produktion des VEB Pentacon angestrahlt werden sowie zwei Diaprojektionen mit Aufnahmen aus dem Archiv.
Andreas Krase
Kustos Fotografie / Kinematografie, Technische Sammlungen Dresden